Labyrinth-Laudatio
Labyrinth-Laudatio
Wie in Chartres, doch im Grünen:
ganz ohne Steine, nur die Natur bahnt den Weg …
ich liebe das Labyrinth in unserem Garten!
Im Sommer ein buntes Durcheinander,
Blumen säumen üppig den schmalen Pfad,
feuchtes Moos und Gras schmeicheln nackten Füßen,
Bienen, Hummeln und Libellen stören sich nicht am Besuch,
blühendes Strauchwerk wächst in den Weg,
so dass nur die direkt vor mir liegende Strecke sichtbar ist …
die Mitte, der ich mich annähere, bleibt meist Ahnung.
Ganz anders im Winter:
der Pfad ist matschig, seine Bahnen liegen frei,
von Pflanzen dürr und zurückgeschnitten begrenzt,
alles ist überschaubar, der Blick auf die Mitte offen …
wie ein klarer Wintertag.
Nur der kahle Apfelbaum verlangt wie immer meine respektvoll-ausweichende Verbeugung.
Das Labyrinth lehrt mich manches.
Kühle Zeiten von Ruhe und Innehalten geben Überblick:
lassen Mitte und Kern meines Lebens klar aufscheinen.
In Zeiten intensiven Wachstums und Lebens kann ich genießen und vertrauen:
getragen von Mitte und Kern, die da sind, auch wenn ich sie mehr ahne als sehe.
Beiden gemeinsam ist:
manche Begrenzungen und Umstände sind immer da,
mit ihnen kann ich gehen und leben lernen.
(Chartres: Stadt mit berühmter, hochgotischer Kathedrale, 90 km südwestlich von Paris)