Kleine Welten retten
Kleine Welten retten
„Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten“.
Sagt Jesus im heutigen Tagesevangelium (Joh 12,44-50).
Ein Wort, das mich trifft.
Denn in letzter Zeit stelle ich an mir fest: ich gehe nach einem Jahr Pandemie und zahlreichen
kirchlichen Aufregern auf dem Zahnfleisch.
Vieles lässt meinen Blutdruck steigen, z.B. die unentschlossene Politik, Querdenker, die andere gefährden,
der Umgang meiner Kirche mit Homosexuellen, und vieles mehr.
Doch es ist nicht nur Aufregung und zuweilen auch Wut, nein.
Oft ist da noch etwas anderes, was ich vor der Pandemie eher wenig an mir wahrgenommen habe:
ich richte über diese Menschen und ihre Taten in meinen Gedanken,
und das keineswegs wohlwollend.
Ich weiß, ich bin damit nicht allein.
Auch andere sind an ihre persönlichen Grenzen gekommen und reagieren ähnlich wie ich.
Wollen es nicht, und richten und verurteilen doch.
Auch Christinnen und Christen können überfordert sein.
Daneben steht Jesus mit seinem Programm: nicht richten, sondern retten.
Er hat die ganze Welt im Blick. Zu groß für mich, ich bin nicht Jesus.
Doch kleine Welten in kleinen Momenten retten, das bekomme ich hin:
dem Freund in Nöten immer wieder ein Zeichen schicken „ich denk an dich“;
der Nachbarin ein Lieblingsbrötchen bringen, weil sie es beim Bäcker nicht mehr bekommen hat;
einem fremden Menschen mit einer Maske aushelfen, damit er einkaufen gehen kann; …
Keine großen Taten, nur ganz kleine, verborgene,
die anderen den Moment retten.
Retten statt richten. Tut Jesus. Und ich kann es auch.
Wenn ich wieder merke, dass ich meine Aufregung ins Richten über andere kippt,
werde ich Augen, Ohren und Herz offen halten,
wo ich stattdessen eine kleine Welt einen kleinen Moment retten kann.
Sabine Menge
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